Wein, ja warum Wein?  – Gedanken zum Wein von Reini Moritz

Der Wein gehört neben dem täglichen Brot zu den elementarsten Dingen des Lebens, das leuchtet nicht nur bibelfesten Menschen ein. Da mein Vater im Brotberuf Textilkaufmann war, im Nebenerwerb aber nicht Bäcker, sondern – wie so ziemlich jede Familie in meinem burgenländischen Heimatort zumindest früherszeiten – dem Weinbau frönte, wurde klar, dass auch ich irgendwann in meiner Freizeit nicht im Sauerteig herumkneten, sondern mit der Rebschere schnippeln werde.
Interessanterweise bin ich aber trotzdem ein durchaus begnadeter Salzstangerlbäck’ – nun, diese Leidenschaft ist meiner Mutter geschuldet und eine andere Geschichte…

Als Heranwachsender habe ich es natürlich gehasst, wenn mich nach einer durchzechten Nacht mein alter Herr Eduard frühmorgens raus in unseren Weingarten am Deutschkreutzer Gemeindehotter schleppte und er zwischen den Rebstöcken nicht nur sein Fachwissen zu meinem Besten gab: „Wer aufd Nocht a Buasch sei wü, kunn a am Tog uaner sei…“

Nun, heutzutage bin ich ihm dafür dankbar und wenn ich auf unserem kleinen Weinberg in der Riede „Hölzl“ gedankenverloren dahin arbeite, sehe ich mich schon, wie ich in ein paar Jahren meiner Tochter mein angesammeltes Weinwissen tradiere, ob sie’s hören will oder nicht….

Die Fakten: auf 530 Klaftern – das ist ca. ein Drittel eines ungarischen Jochs oder für jene, die eher im metrischen System daheim sind: 19 Ar – stehen an die 999 Blaufränkischreben. Die Handarbeit – Rebschnitt, Anbinden, Einstricken, Jäten, Laubarbeit, Ausgeizen, Ausdünnen, Grünernte, etc. mache ich selbst (gut, nur wenn alle Stricke reißen hilft mir manchmal ein guter Geist wie zum Beispiel der Motz-Onkel). Die Bodenbearbeitung und den biologischen Pflanzenschutz erledigt das Team meines Cousins 2. Grades Albert Gesellmann, der dann auch im Herbst die Frucht meines sauren Winzerschweißes keltert, welcher in dessen Keller dann als klassischer Blaufränkisch heranreift. Und in unregelmäßigen Jahresabständen und unterschiedlichen Lagerzeiten – mal 33, mal 40 Monate im gebrauchten Holz -kommt er dann in eine 0,5 Liter Burgunder Flasche: der Rotfein.